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Söring greift an! Ich erwidere!

[Dies ist eine deutsche Fassung des englischen Originals]

Söring widmet mehrere Seiten seines neuen Buches meiner Wenigkeit, die er als “texanischen Blogger” bezeichnet — aus naheliegenden Gründen. Ich denke, seine Aussagen ein “Fisking” verdienen, also hier ist es.

BEGINN DER FISKING

Die Passage über mich erstreckt sich über die Seiten 193 bis 196 von Soerings Buch “Rückkehr ins Leben“. Ich gebe das Original unten in Form von Blockzitaten wieder, mit meinen Bemerkungen darunter. Los geht’s!

Der Blogger ist ein ehemaliger Strafverteidiger aus Texas, der auf seinen Websites und in Gastbeiträgen in der FAZ über meinen Fall geschrieben hat. Jedes Mal kündigt er zunächst an, meine angebliche Schuld beweisen zu können, jedes Mal muss er seinen Lesern diesen Beweis natürlich schuldig bleiben.

Tausende von Lesern sind anderer Meinung!

Seine Hauptquelle ist dabei ein Text, der in der FAZ fälschlicherweise als »Scotland Yard-Bericht« bezeichnet wurde. Es handelt sich vielmehr um ein privates Dokument, das im Internet auf einer anonymen Hassseite veröffentlicht wurde, entsprechend unsachlich sind Tonfall und Inhalt.

Diese Bezeichnung taucht nur in der Überschrift auf, die ich nicht gewählt habe. Der Bericht wurde aber von zwei pensionierten hochrangigen Scotland-Yard-Detektiven verfasst, so dass sie kaum irreführend ist. Jens Soering Guilty as Charged ist keine Hassseite, sondern eine Seite, die Argumente und Beweise sammelt, die Sörings Unschuldsbehauptungen widerlegen. Wahrscheinlich hasst Söring diese Seite, aber das bedeutet nicht zwangsläufig, dass sie eine Hassseite ist. Der Autor ist für meinen Geschmack manchmal zu bissig, aber Söring hat noch nie auf einen einzigen Fehler hingewiesen auf dieser Website, die voller Originaldokumente und überzeugender Argumente anbietet.

Vorgeblicher Autor ist ein pensionierter britischer Kriminalbeamter, der 1986 an meinen Verhören teil- nahm. Dieser ist allerdings nirgendwo auffindbar, selbst einem anderen britischen Polizisten gelingt es trotz größter Bemühungen nicht, mit ihm in Kontakt zu treten.

Terry Wright und Kenneth Beever sind sehr echt, ich habe mit Terry Wright persönlich gesprochen. In den kommenden Monaten werden wir noch viel von ihm hören. Bleiben Sie dran!

Der erste Artikel des texanischen Bloggers ist nicht nur ein gegen mich gerichteter Schuldspruch, sondern auch eine Anklageschrift gegen die deutschen Medien, die sich angeblich nur des- halb mit den Zweifeln an meiner Verurteilung befasst hätten, weil Journalisten hierzulande mehrheitlich links und amerika- feindlich seien. Dieser Vorwurf ist alleine deshalb sonderbar, weil auch amerikanische Medien – darunter die Washington Post und das öffentlich-rechtliche Radio von Virginia – die Rechtmäßigkeit meiner Verurteilung mittlerweile lautstark infrage stellen.

Die deutsche Mainstream-Presse ist, wie Studien zeigen, eher Links und oft antiamerikanisch, wie der Claas-Relotius-Skandal unzweideutig gezeigt hat. Amerikanische Reporter, die sich für den Fall interessieren, gibt es nicht mehr. Das Interesse der amerikanischen Presse an dem Fall verschwand, nachdem Söring in Deutschland gelandet war, und soweit ich weiß, hat kein amerikanischer Reporter oder Unterstützer von Söring seit der Veröffentlichung des Wright-Berichts auch nur eine einzige öffentliche Unterstützungserklärung zu seinem Fall abgegeben. Die letzten amerikanischen Journalisten, die sich mit seinem Fall befassten, waren die Journalistinnen des Podcasts Small Town, Big Crime, aber Söring brach die Zusammenarbeit mit ihnen ab, als sie ihm Fragen stellen wollten, die auf meiner Arbeit und dem Wright-Bericht beruhten. Seitdem ruht der Podcast, obwohl die Produzenten mir versichern, dass eine weitere Folge in Vorbereitung ist.

Deutsche Journalisten haben meinen Fall in der Vergangenheit ausnahmslos redlich behandelt, nie hat einer von ihnen behauptet, dass ich eindeutig unschuldig sei, oder belastendes Material gegen mich verschwiegen.

Das Versprechen spielte Dutzende von belastenden Beweisen gegen Söring herunter oder ignorierte sie und verwendete irreführende, manipulierte Tonbandausschnitte, um seine Geschichte zu untermauern. Die FAZ hat auf der Grundlage meiner Recherchen konstatiert, dass ich “journalistische Fehlleistungen” aufgedeckt habe.

Wie Markus Lanz hatten auch die allermeisten Journalisten vor ihm aber schnell die Unmöglichkeit erkannt, zu einem letztendlichen Urteil über meine Schuld zu kommen. Es ging ihnen darum meist um die nüchterne Gegenüberstellung der Fakten und um die Frage, ob ich auf deren Grundlage zu Recht verurteilt worden war. Dabei gelangten viele zu dem Schluss, dass ich der Tat keinesfalls jenseits berechtigter Zweifel überführt worden sei, also zumindest im juristischen Sinne als »nicht schuldig« gelten müsse. Allein dieser rechtsstaatlichen Logik folgend sprach die deutsche Presse, genau wie die amerikanische, von meiner zwei- fachen lebenslangen Haftstrafe auch ohne hundertprozentigen Unschuldsbeweis zunehmend als Fehlurteil.

Warum sollte man sich auf die Meinung von Journalisten ohne juristische Ausbildung verlassen und nicht auf die vielen Richter, die den Fall Söring sorgfältig geprüft und festgestellt haben, dass es “erdrückende Beweise” für seine Schuld gibt?

Auf seiner Website und seinem Twitter-Account argumentiert der Blogger weniger politisch als in den Artikeln; dort werden seine Angriffe persönlich.

Ich habe Söring nie persönlich kritisiert, sondern nur auf seine Lügen hingewiesen und die Aspekte seines Charakters erörtert, die seine Glaubwürdigkeit betreffen. Wer sich in die Öffentlichkeit begibt und kontroverse Argumente vorbringt, die den Ruf anderer Menschen verletzen, muss damit rechnen, dass die eigene Glaubwürdigkeit in Frage gestellt wird. Ich habe alle persönlichen Informationen, die ich über Söring erfahren habe, streng vertraulich behandelt. Ich habe auf diesem Blog davor gewarnt, dass persönliche Informationen oder Beleidigungen entfernt werden, und habe entsprechende Kommentare entfernt. Ich habe persönliche Beleidigungen über Söring und das Doxxing von ihm oder seinen Anhängern ausdrücklich und wiederholt in diesem Blog angeprangert.

Während der Lanz-Sendung kommentiert er jeden meiner Sätze in einem Live-Ticker, geradezu so, als ginge es um das Endspiel der Fußballweltmeisterschaft. Und als ich mich nach dem Interview zurückziehe, um mein Leben abseits der Öffentlichkeit zu genießen, triumphiert er, nun habe er meine Freunde und mich endlich erfolgreich eingeschüchtert, sodass wir in einer Fötusstellung erstarrt seien.

Ich habe die Lügen, die Söring in der Lanz-Sendung erzählt hat, aufgezeigt und bewiesen, dass sie in der Tat Lügen waren. Ich habe wiederholt gesagt, dass ich kein Problem damit habe, wenn Söring über seine Haftzeit und seine Wiedereingliederung in Deutschland spricht – aber dass ich ihn korrigieren werde, wenn er weiterhin falsche Informationen über seinen Fall verbreitet. Genau das habe ich getan, und es hatte spürbare Auswirkungen auf den medialen Umgang mit dem Fall Söring.

Nachdem das ZDF auf seine Beschwerde mit einer Ablehnung aller Forderungen antwortet, verbreitet der Blogger dann die These, dass ich nur deshalb so überzeugend sei, weil ich meine eigenen Lügen glaube, mich also selber davon überzeugt hätte, unschuldig zu sein. Dieser Versuch, mir eine psychische Störung zu unterstellen und einzureden, ich könne mir und meinen Erinnerungen nicht trauen, ist nicht nur zutiefst unredlich, sondern geradewegs perfide.

Ich habe einen persönlichen Brief vom Intendanten des ZDF erhalten, in dem er die Lanz-Sendung verteidigt. Ich hätte gegen den Brief beim ZDF-Aufsichtsrat Einspruch erheben können, aber ich dachte, ich hätte meinen Standpunkt ausreichend dargelegt. Ich habe nie behauptet, dass Söring geisteskrank ist, und ich habe sogar behauptet, dass er es nicht ist. Ich glaube, dass er eine Art pathologischer Lügner sein könnte, denn es gibt objektive Beweise dafür, dass er (1) sehr häufig über seine Vergangenheit gelogen hat; (2) offenbar nicht mehr in der Lage ist, zu verstehen, dass was er sagt unwahr ist; und (3) reagiert unangemessen, wenn jemand ihn auf diese Unstimmigkeiten aufmerksam macht. Und mit dieser Einschätzung bin ich nicht allein: Nathan Heller, der Reporter des New Yorker, wies darauf hin, dass Söring “dazu neigte, verstört zu werden, wenn meine Berichterstattung mich in weniger bekanntes Terrain führte”, weg von seiner “bewährten Informationsbibliothek”.

Der Tiefpunkt des Geschmacks ist jedoch, wenn er Menschen, die an meine Unschuld glauben, mit Holocaust-Leugnern gleichsetzt: “Der Holocaust hat stattgefunden – trotz unbeantworteter Fragen, die immer noch bestehen. Die Mondlandung hat stattgefunden – trotz offener Fragen. Trotz unbeantworteter Fragen – Söring hat die Haysoms ermordet.” Ich bin fassungslos.

Die Botschaft ist klar: Die bloße Tatsache, dass ein historisches Narrativ vereinzelt Anomalien, unbeantwortete Fragen und Ungereimtheiten aufweist, rechtfertigt es nicht, diese Erzählung zu bezweifeln, wenn die Mehrheit der Beweise das Narrativ insgesamt unterstützt. Das Argument stimmt und trifft auf Sörings Anhänger zu: Sie ziehen es einfach vor, die Masse an Beweisen gegen ihn zu ignorieren und sich nur auf triviale Nebenaspekte zu konzentrieren.

Auch melden sich jetzt vermehrt amerikanische und deutsche Unterstützer, um mich darüber zu informieren, dass derselbe Mann ihnen schreibt und sie drängt, sich von mir abzuwenden. Selbst meine engsten persönlichen Freunde versucht er in langen E-Mails gegen mich aufzubringen.

Ich habe mich mit amerikanischen und deutschen Reportern und Unterstützern in Verbindung gesetzt, um sie darüber zu informieren, dass sie Sörings Aussagen nicht für bare Münze nehmen sollten, und um sie aufzufordern, Sörings Behauptungen mit angemessener Skepsis zu begegnen. Die Tatsache, dass einige dieser Unterstützer Söring als persönlichen Freund betrachten, ist irrelevant – ob Freund oder nicht, es ist nicht rechtens, eine Geschichtsklitterung aufzustellen und den Ruf ehrlicher Menschen anzugreifen. In vielen Fällen haben diese freundlichen Hinweise funktioniert, und ich konnte die Veröffentlichung eines Artikels verhindern, der irreführend gewesen wäre. Ich stelle auch fest, dass seit dem Erscheinen des Lanz-Interviews (und möglicherweise seit dem Wright-Bericht) kein einziger amerikanischer Freund oder Unterstützer Sörings eine einzige öffentliche Erklärung abgegeben hat, in der er für Sörings Unschuld plädiert. Auf jeden Fall hätte ich kein Problem damit, wenn diese E-Mails veröffentlicht würden. Ich erteile hiermit Jasom Flom, John Grisham, Richard David Precht und allen anderen, die ich kontaktiert habe, meine ausdrückliche Zustimmung zur Veröffentlichung ihres gesamten E-Mail-Verkehrs mit mir. Nur zu!

Mehr denn je stellt sich hiernach die Frage, ob und wie ich auf den völlig aus dem Ruder laufenden Feldzug des amerikanischen Bloggers reagieren sollte. Ich war immer bereit, mich mit jedem, der ein ernsthaftes Interesse an dem Fall oder meiner Lebens- geschichte hat, auseinanderzusetzen.

Söring hat jede Medien- oder Interviewanfrage von Journalisten abgelehnt, wenn sie ihm im Voraus mitgeteilt hatten, dass sie es vorhatten, ihm skeptische, sachkundige Fragen zu seinen Unschuldsbehauptungen zu stellen. Söring, seine Anwälte und sein PR-Team führen vor jedem Medienauftritt ausführliche Verhandlungen hinter den Kulissen (ich habe die diesbezüglichen Emails gelesen) und weisen die gehorsamen Journalisten sorgfältig an, was sie Jens Söring fragen dürfen und was nicht. Wenn die Journalisten diesen Einschränkungen nicht zustimmen, weigert sich Söring, von ihnen interviewt zu werden. Ich halte dies aus journalistischer Sicht fragwürdig und habe dies auch öffentlich gesagt. Söring bricht Kontakt mit Journalisten immer ab, sobald sie ihm mit sachkundige, kritische Fragen konfrontieren.

Einem jungen Mann, der sich seit Jahren mit dem Mord an den Haysoms beschäftigt, weil ihm die kleinteilige Recherchearbeit Spaß macht, beantworte ich selbstverständlich seine Dutzende Fragen so ausführlich, wie ich es nur kann.

Und die Antworten von Söring wären dabei leider größtenteils falsch oder irreführend. Ich würde dem Kind vorschlagen, stattdessen das Protokoll von Sörings Prozess zu lesen, wie ich es getan habe.

Aber leider hat mich der Blogger nie persönlich kon- taktiert, offensichtlich geht es ihm ausschließlich um eine öffent- liche, medienwirksame Konfrontation. Zudem hat er mittlerweile so viele Tiefschläge gelandet, dass ich für ein vernünftiges Ge- spräch keine Grundlage mehr sehe. Obwohl es mir nie egal sein wird, wenn mich Menschen einen Mörder und Lügner nennen, treffe ich darum die Entscheidung, mir im Fall des Bloggers auf die Zunge zu beißen.

Ich habe Söring nie persönlich konfrontiert, weil das schlicht unnötig ist. Söring hat Millionen von Worten über sein Leben und seine Erfahrungen geschrieben. Es gibt nichts, was er mir unter vier Augen über seinen Fall sagen könnte, was er nicht schon in der Presse gesagt hat. Er ist derjenige, der eine Medienkampagne mit Anwälten und PR-Agenten gestartet hat. Mein “Kampagne”, so wie er ist, ist ein Teilzeithobby. Die meisten meiner Beiträge und Artikel über Söring sind – wie hier – eine Reaktion auf seine Medienauftritte.

Es bleibt schleierhaft, was den Mann antreibt, sich mit solcher Unerbittlichkeit an mir persönlich abzuarbeiten.

Es ist ganz einfach: Ich verfüge über drei persönliche Eigenschaften, die sonst niemand hat:

  1. Ich bin ein erfahrener Strafverteidiger, der das amerikanische Strafrecht sehr gut kennt.
  2. Ich habe mich eingehend mit dem Fall Söring befasst.
  3. Ich spreche Deutsch.

Leider gibt es sonst niemanden auf der Welt, der alle drei Merkmale aufweist. Leider war ich bis vor kurzem auch der einzige deutschsprachige Journalist, der die Geschichte von Söring kritisch hinterfragt hat. Ich wollte nicht derjenige sein, der Sörings Aussagen überprüft und die deutsche Presse zur Rechenschaft zieht, aber wenn ich es nicht getan hätte, wer sonst?

Noch irritierender finde ich jedoch, dass er das verdorbene Justizsystem der Vereinigten Staaten derartig vehement verteidigt. Offensichtlich möchte der texanische Blogger seine Heimat in Schutz nehmen, aber es sind seine eigenen Landsleute, denen er mit seinen Streit- schriften letztlich in den Rücken fällt

Da ist sie wieder, die pauschale Diffamierung des gesamten Strafrechtssystems der USA als “verdorben”. Ich habe mit dem einen oder anderen Mörder gesprochen. Die sind selten voll des Lobes für die Justiz, die sie hinter Gittern gebracht hat. Auf jeden Fall habe ich das amerikanische Strafrechtssystem wiederholt in akademischen und journalistischen Veröffentlichungen sachkundig kritisiert. Ich war Mitglied von Anwaltsteams, die Gefangene aufgrund von staatsanwaltschaftlichem Fehlverhalten, mangelhafte Leistung der Verteidigung und Rassendiskriminierung aus der Todeszelle befreit haben. Doch die bloße Tatsache, dass das amerikanische Strafrechtssystem – wie auch das deutsche und das französische System, die ich ebenfalls kritisiert habe – Mängel aufweist, bedeutet nicht, dass es grundsätzlich unzuverlässig ist. Nur weil es eine Krankheit gibt, heißt das nicht, dass man sie hat. Ich habe das gesamte Protokoll des Prozesses gegen Söring und Haysom, und alle Berufungs- bzw. Wiederaufnahmeurteile sowie alle seine Argumente gelesen und konnte keine Anzeichen eines Justizirrtums erkennen.

Jason Flom beispielsweise hat mit viel Mühe geholfen, das Innocence Project aufzubauen, weil er den Gedanken nicht mehr ertragen konnte, dass Zehntau- sende Amerikaner schuldlos inhaftiert sind und einige von ihnen sogar hingerichtet werden. Genauso geht es meinem Anwalt Steve Rosenfield, der trotz einer chronischen Krankheit, die ihm permanent unerträgliche Schmerzen bereitet, Justizopfer und Todeskandidaten pro bono vertritt. Ausgerechnet meinen Prozess als leuchtendes Beispiel für das hervorragend funktionie- rende US-Justizsystem zu präsentieren, löst bei diesen beiden nur ungläubiges Kopfschütteln aus.

Ich unterstütze die Arbeit des Innocence Project und bin mit mehreren Mitgliedern des Projekts persönlich befreundet. Ich habe Jason Flom und John Grisham für ihr Engagement bei der Bekämpfung von Justizirrtümern gelobt und gleichzeitig argumentiert, dass sie sich im Fall von Söring von seinem persönlichen Charme zu einem Fehlurteil verleiten ließen. Söring bat das Innocence Project, offiziell seines Falles anzunehmen, doch die Bitte wurde höflich abgelehnt, und das zu Recht. Der Fall Söring lenkt die Öffentlichkeit von echten Justizirrtümern ab. Wie ich in Quillette schrieb:

“Soering hat Dutzende wohlmeinender Menschen davon überzeugt, Tausende von Stunden mit der vergeblichen Suche nach einem Beweis für seine Unschuld zu verschwenden. Dieser Aufwand hätte genutzt werden können, um für jemanden einzutreten, der wirklich unschuldig ist – ich möchte das inspirierende Gegenbeispiel der zweiten Staffel des Podcasts “In The Dark” des American Public Radio anführen, in dem der Fall des Todestraktinsassen Curtis Flowers aus Mississippi methodisch zerlegt wurde.”

Das ist ein weiterer Grund, warum ich Sörings Behauptungen geduldig zurückweise – jeder Pixel und jede Minute, die für seine substanzlosen Unschuldsbehauptungen verschwendet wird, hätte in die Behebung echter Justizirrtümer investiert werden können.

ENDE DER FISKING

Sörings Team hat fast zwei Jahre lang fleißig daran gearbeitet, etwas zu finden, um mich zu diskreditieren. Wie das Buch deutlich zeigt, sind sie leer ausgegangen. Ich bin echt, ich bekämpfe Sörings Geschichtsklitterung aus den Gründen, die ich offen genannt haben, und hinter mir stehen keine Strippenzieher.

Und wie die Buchpassage zeigt, ist Söring immer noch nicht in der Lage, irgendeinen wesentlichen Fehler in meiner Forschung oder Argumentation aufzuzeigen. Das ist die wichtigste Erkenntnis aus diesem Buch. Söring kann sich nicht mit dem Inhalt meiner Argumente auseinandersetzen, denn sie stimmen und beruhen auf der Wahrheit. Eine Wahrheit, mit der sich Söring noch nicht abgefunden hat. Ich persönlich hoffe, dass sich das ändert.

5 thoughts on “Söring greift an! Ich erwidere!”

  1. Das ist die klassische Taktik von Söring. Wenn er gegen die Fakten nicht ankommt, lenkt er den Fokus von den Fakten weg und zielt stattdessen darauf, die relevante Person zu defamieren. Er setzt sich scheinbar auch nicht mit dem Bericht von Wright und den darin enthaltenen Informationen auseinander, sondern schwenkt auch bezüglich Wright auf Diskreditierung. Ein gewiefter Manipulator. Müsste Journalisten eigentlich auffallen. Müssten die mal hinterfragen. Wer unschuldig ist, der konzentriert sich darauf, die Fakten geradezustehen, statt Menschen durch den Dreck zu ziehen. Aber das hat er mit Lizzy auch jahrzehntelang getan. Und Farmer. Und Kim. Und Brinkley. Und Updike. Und Gardner. Und Sweeney. Und und und. Glaubt eigentlich irgendjemand, dass Jason Flom von Söring Zugriff auf alle fallbezogenen Dokumente und Fakten bekommen hat? Glaubt irgendwer, dass Flom den Fall gut genug kennt? Und hat Rosenfield nicht kräftig einen auf den Deckel bekommen für seinen conduct als Anwalt in VA? Da war doch was damals…. Andrew, weißt du die Details?

  2. So langsam verstehe ich, was Soering damit meint, er sei “unschuldig”:
    Er meint offenbar damit, daß ihm die Taten nicht “beyond reasonable doubt” nachgewiesen worden seien.
    In der Tat gibt es keinen einzigen physischen Beweis dafür, daß er überhaupt am Tatort war.
    Aber dummerweise hat er den Beweis “beyond reasonable doubt” selbst (!) durch seine wiederholten Geständnisse in England geliefert, die ebenfalls “beyond reasonable doubt” zu den vielen Indizien passen und eben nicht zu seiner Behauptung passen, er habe damit Elizabeth retten wollen.
    Ich kann durchaus nachempfinden, daß es sehr schwer ist, sich einzugestehen, sich durch eigene Dummheit 33 Jahre in den Knast befördert zu haben. Er hätte dem leicht entkommen können, indem er nicht nach England sondern nach Deutschland geflohen wäre und einfach nichts gesagt hätte.

    1. Mit Söring und seiner fehlenden Anerkennung, dass er objektiv Sachverhalte in seine Richtung verdreht hat ist es wie mit Hammel der nich verstehen will, dass das amerikanische Strafsystem mangelhaft ist. Das zeigen überwiegend viele Fälle von Fehlurteilen, Todesstrafe, ungleichen Urteilen, ungleichen Strafgesetzen in Einzelstaaten, Rassismus bis hin zur fehlenden zweiten Chance. Man wollte härter gegen die Kriminalitität durchgreifen, aber jeder darf eine Waffe besitzen. Das Land ist überschwemmt mit Waffen. Hammel sollte dies eingentlich sehen.
      Doch zurück zu Söring. Hammel müsste auch sehen, dass eine Jury Söring verurteilt hat, die lange unmehrheitlich in ihrer Entscheidung war. Die Folgeprozesse dienten nur noch dazu festzustellen, ob es genügend Beweise für seine Unschuld gibt. Hammel sollte eigentlich wissen, wie schwer so etwas ist. Es bleiben nur die Forensik, ein anderes Geständis oder weitere Ermittlungen, die einen anderen Tatverdächtigen überführen. Das passiert höchst selten und die DNA konnte Söring nicht unzweifelhaft belasten, aber zumindest nicht belasten. Natürlich wird Sörings Retterstory durch die generellen Verdrehungen in seinem Fall nicht glaubwürdiger. Unmöglich ist sie sicherlich auch nicht. Ausserdem werden die ganzen Indizien gegen den vom Gericht festgeschriebenen Tatablauf, und anderen Theorien von Hammel & Co abgetan.

      1. Das Gericht hat keinen Tatablauf “festgeschrieben”, sondern auf Basis der Tatortuntersuchung und der umfangreichen, detaillierten Beschreibungen durch Söring. Es gibt einen Unterschied zwischen universellem (eher philosophischem) und begründetem Zweifel.

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